Tag des Waldes | Wald im Zeichen des Klimawandels | Nutzung oder Unter-Schutz-Stelllung?

Die EU-Kommission hat im Zuge des sogenannten „Green Deal" eine neue Waldstrategie für 2030 entworfen. Das - und auch das Ziel - nämlich die europäischen Wälder klimafit zu machen und ihr Potential als CO2-Senke zu nutzen, wird grundsätzlich von den Vertreter:innen der Steirischen Forstwirtschaft begrüßt. Aber was bedeutet das nun für die Bewirtschaftung unserer heimischen Wälder konkret? Wie sieht der Wald der Zukunft bei uns aus? Können die heimischen Waldbesitzer ihre Wälder noch nutzen? Sind wir hier nicht gerade in der Steiermark Vorbild für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung?

Der Waldmontag - der digitale Holzstammtisch des Waldverband Steiermark - beleuchtet das Thema am 12. Dezember 2022 ausführlich mit Simone Schmiedtbauer und Martin Höbarth.

Am 16. Juli 2021 hat die EU-Kommission die Waldstrategie für die Zeit bis 2030 vorgestellt. Ziel der neuen Strategie ist es im Wesentlichen, den vielfältigen Herausforderungen für die Wälder und den forstbasierten Sektor in der EU zu begegnen. Gemäß den EU-Verträgen besteht keine eigenständige EU-Wald- oder Forstpolitik, etwa der GAP vergleichbar. Angelegenheit der Forstwirtschaft fallen in die Zuständigkeit der EU-Mitgliedstaaten und sind somit Teil der nationalen Gesetzgebung.
Mit der neuen EU-Waldstrategie sind jedoch u.a. Einschränkungen für die Vielfältigkeit in der Waldbewirtschaftung vorgesehen. Die EU-Kommission möchte die Landnutzungsform Wald als Kohlenstoffsenke erweitern. Durch großflächige Außernutzungstellungen und Einschränkungen bei der Holzernte soll dieses Ziel erreicht werden.

 

Auch wenn die EU-Waldstrategie in Form einer Mitteilung an sich für Mitgliedstaaten und Betriebe nicht verbindlich ist, so stellt sie doch ein wirkungsvolles Instrument dar, eine politische Entwicklung voranzubringen und einen Rahmen für die Zusammenarbeit von Europäischer Kommission und Mitgliedstaaten zu schaffen. Betreffend die Umsetzung der Strategie ist es wichtig, tragfähige und vor allem verträgliche Lösungen in der Forstwirtschaft zu finden. Dies kann nur gelingen, wenn die Kompetenzen der Mitgliedstaaten und die forstwirtschaftlichen Handlungsspielräume gewahrt bleiben und praxistaugliche Lösungen gefunden werden.

 

Stellungnahme Land Steiermark zur EU-Waldstrategie.

Weitere interessante Themen beim Waldmontag können nachgeschaut werden.

Bauen mit Holz: Sollen wir unsere Wälder schützen – oder nutzen?

 

Ein GEO-Artikel zum Thema:

Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber will die Städte der Zukunft aus Holz und Bambus bauen, um die Welt zu retten. Waldexperte Pierre Ibisch findet diese Idee inspirierend – aber auch sehr gefährlich.

 

Beim Klimawissen Webinar der Ich tu's Intiative des Landes Steiermark wurde am 24. Jänner 2023 das Thema "Lebenszyklus Holz - Bäume und nachhaltige Holzverwendung helfen beim Klimaschutz" behandelt.

Steirischer Wald: Fakten und Zahlen

Einige Fakten aus der Österreichischen Waldinventur:

  • Die Waldfläche in Österreich nimmt weiter zu und beträgt mehr als 4 Millionen Hektar. Durch den Klimawandel erfolgt die Waldflächenzunahme vor allem in den gebirgigen Regionen im Westen Österreichs. Hintergrund: Die wesentliche Ursache dafür ist die Aufgabe von landwirtschaftlich genutzten Flächen, die entweder aufgeforstet werden oder sich von Natur aus bewalden.
  • Der Trend zu mehr Laubholz setzt sich deutlich fort und verbessert damit die Biodiversität. Um den Wald möglichst gut auf das zukünftige Klima vorzubereiten, ist es wichtig, vermehrt auf Mischbestände zu setzten. Am meisten würde es jedoch dem Wald helfen, wenn deutlich weniger Treibhausgase emittiert würden. Ohne CO2 - Reduktion wird der Wald stark unter Druck kommen und seine positive Rolle für den Klimawandel verlieren.
  • Der Holzvorrat steigt weiterhin an und erreicht einen neuen Höchststand. Fast die Hälfte des Holzvorrates befindet sich in besonders dicken Baumstämmen. Diese Holzreserve hat in den letzten Jahrzehnten besonders zugelegt.Für den Wald der Zukunft muss es zu einer Verjüngung kommen, um den Rohstoff Holz auch weiterhin nachhaltig zur Verfügung stellen zu können.
  • Der Zuwachs liegt über der Nutzung. Damit ist ein wichtiges Kriterium der Nachhaltigkeit erfüllt. Die aktive Bewirtschaftung des Waldes ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass diese Nachhaltigkeit auch noch nach vielen Jahrzehnten möglich sein wird.Der Wald erreicht im Alter von etwa 60 Jahren die maximale Zuwachsleistung. Durch diesen Effekt, Mortalität und Schadereignissen, ist nicht auf Dauer gewährleistet, dass der Zuwachs über der Nutzung liegt.
  • Schälschäden bleiben weiterhin auf hohem Niveau. Sie nehmen im Schutzwald deutlich zu und beinträchtigen seine Schutzwirkung. Im restlichen Wald hat es einen leichten Rückgang der Schälschäden gegeben.Eine Erklärung dafür ist, dass doppelt so viele geschälte Stämme wie früher im Zuge von Durchforstungen entnommen wurden.
  • Die Schäden durch Verbiss an Jungpflanzen haben zugenommen. Schalenwild wie Reh und Hirsch gehören zum Ökosystem Wald und sie haben sich auch schon immer von jungen Waldbäumen ernährt.Der Bestand an Schalenwild nimmt aber seit vielen Jahrzehnten laufend zu und ist für eine gesunde Entwicklung der Waldverjüngung zu hoch.

Weitere Informationen:

Waldzustand

Lebensraum Wald

Dynamische Waldtypisierung

Österreichische Waldinventur

Podcast: Wald im Klimawandel

In unserer Podcast Reihe der KLAR Graz-Umgebung Nord beschäftigen wir uns im Podcast #2 mit dem Thema "klimafitter Wald". Interviewpartner:

DI Josef Krogger

Forstberater Bezirkskammer Weiz

Waldbau- und Forstschutzreferent Landwirtschaftskammer Steiermark

Wald im Besitz der Gemeinden

In unserer KLAR Region besitzen die Gemeinden selber sehr wenige Waldflächen. Der Fokus der KLAR Graz-Umgebung Nord liegt daher auf der Bewusstseinsbildung der privaten Waldbesitzer. Zusammenarbeit besteht hier mit dem Waldverband Steiermark und der Landwirtschaftskammer Steiermark. Ein besonderes Augenmerk wird auch darauf gelegt, hofferne (Klein)Waldbesitzer:innen zu erreichen.

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